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Workshop 3: „Von unten schieben, von oben begeistern“

Erfahrungen und Forderungen rund um den öffentlichen Nahverkehr – darum ging es im 3. Workshop.

Eine wichtige Rolle spielte dabei zunächst der schienengebundene Nahverkehr – nicht zuletzt dank engagierter Diskussionsbeiträge von Andreas Krüger, eines DB-Service-Mitarbeiters und Eisenbahn-Gewerkschafters. Bürger*innen sollten die Reaktivierung stillgelegter Strecken selbstbewusster einfordern. „Abgehängte“ Städte wie Wriezen drohten aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verschwinden, meinte Bürgerbus-Gründer Gerhard Franzen. Gefordert wurde in der Runde, dass Städte in der sogenannten zweiten Reihe mit einem Städtering um Berlin verbunden würden. Attraktive Angebote wie das Berlin-Stettin-Ticket oder das Berlin-Brandenburg-Ticket sollten verstetigt werden. „Warum kann das Berlin-Brandenburg-Ticket nicht schon ab 8 Uhr gültig sein?“

Anja Hänel vom VCD kritisierte unproportional stärkere Preiserhöhungen für ABC-Tickets im VBB. Das ländliche Brandenburg werde diskriminiert bei den Ticketpreisen. Bürgerbusse und andere Mobilitätsinitiativen dürften kein preiswerter Ersatz für öffentlich finanzierte Angebote sein. „Wir müssen grundsätzlich als Gesellschaft verlässliche Mobilität einfordern.“

Innovative Konzepte wie der Rufbus sollten stärker sichtbar und bekannt gemacht werden. Gelegentlich seien nicht einmal Kommunalpolitiker*innen über die Möglichkeiten informiert, wenn sie mit Bürgerbeschwerden konfrontiert werden. Christina Helbig vom Dolgeliner Verein „Bei den RollaToren“ hatte für ihr Lastenrad-Projekt gute Erfahrungen mit der Lokalpresse gemacht: Der Rufbus Teltow-Fläming ist viel auf Instagram aktiv und damit dicht an der Zielgruppe.

Die Gruppe diskutierte darüber, wie sich für lokale Verkehrsangebote jenseits des Privat-Pkw die Akzeptanz verbessern und mehr Identitiät stiften ließe. Einmal mehr wurde das Vorbild Templin genannt. Dort wurden Kurkarte und Nahverkehrsticket kombiniert, eigentlich ein Angebot für Touristen. Das wurde dann mit Erfolg auf die Templiner selbst übertragen. Es sei gut, solche Modelle zu forcieren und ein ähnliches Gefühl zu schaffen wie beim Semesterticket: Man hat es eh bezahlt, also nutzt man es auch.

Wie lassen sich Forderungen nach verbesserter Mobilität auf dem Land besser durchsetzen? In der Runde wurde das Prinzip „Von unten schieben – oben begeistern“ formuliert. Bürgerbus-Gründer Gerhard Franzen meinte, dass sich Erfolge eher einstellen, wenn sich möglichst viele Menschen um ein Projekt organisieren und sich dann erst an Politiker*innen wenden. Rufbus-Chef Dirk Müller berichtete von anderen Erfahrungen: dass der rechtzeitige Kontakt mit politischen Entscheidern sehr wohl lohne und – als kleiner Tipp – besonders vor Wahlen.

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