Zu Beginn seines kleinen Impuls-Vortrags schickte Gerhard Franzen erst einmal einen Gruß in seinen Nachbarkreis Teltow-Fläming: „Ihr seid vorbildlich“, rief er dem dortigen Ruf-Bus-Gründer Dirk Müller zu. Man könne schon ein bisschen neidisch werden, wie gut es dort mit dem öffentlichen Nahverkehr läuft. Hätte es in Dallgow-Döberitz ein Rufbus-System gegeben, hätte der Bürgerbus nicht gegründet werden müssen.
Vor 9 Jahren hat sich in Dallgow-Döberitz (Potsdam-Mittelmark) der Bürgerbus-Verein gegründet. „Und wir gelten nicht einmal als gemeinnützig, können also keine Spendenquittung ausstellen“, ärgert sich Gerhard Franzen immer wieder. „Grund ist, dass wir Fahrkarten verkaufen, also am Wirtschaftsleben teilnehmen.“ Und das, obwohl man sich eine solche Initiative gemeinnütziger kaum vorstellen kann. Vor 9 Jahren stellten viele Dallgower fest, dass einzelne Ortsteile kaum noch durch den ÖPNV mit dem Ortskern verbunden waren. Ein Umstand, der vor allem älterem Bewohnern zu schaffen machte, die Arzt, Verwaltung, Post immer schlechter erreichten.
Gerhard Franzen mochte sich das nicht mehr länger anschauen. Der Ruheständler trommelte Mitstreiter zusammen, die sich bereiterklärten als ehrenamtliche Fahrer*innen zu arbeiten. Inzwischen sind es 17 Freiwillige. Und die müsse man erstmal finden, sagt Franzen.
Inzwischen hat der Verein zwei kleine Busse. Rollatoren und ein Rollstuhl lassen sich befördern. Finanziert wurde der erste Bus aus Lottomitteln, der zweite von Kreis und Gemeinde. Der Bürgerbus fährt im Auftrag der Havelbus Verkehrsbetriebe GmbH auf einer festgelegten Linie mit 30 Haltestellen. Aber nicht am Wochenende. „Das müssen wir den Ehrenamtlern nicht zumuten“.
Gerhard Franzen ärgert es immer wieder, wenn ein ehrenamtliches Angebot wie der Bürgerbus als selbstverständlicher Teil des ÖPNV wahrgenommen wird. „Einmal stand der Zoll vor der Tür und wollte die Bücher sehen. Ob wir Mindestlohn zahlen.“ Der Verein kann seinen Ehrenamtlern gar nichts zahlen und sie erwarten das auch nicht. Sonst wäre das Angebot nicht möglich. Ein anderes Mal wurde der Verein angezählt, weil manche Kunden den Fahrern ein paar Cent Trinkgeld in eine Dose steckten. Wie denn das versteuert werde? „Da platzt mir regelmäßig die Hutschnur“, sagt der Bürgerbus-Gründer.
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